Die ROYAL AVIUM Kirschen sind Plusbäume mit überdurchschnittlichen qualitativen und quantitativen Merkmalen. Die Auslese erfolgte durch das forstgenetische Züchtungsinstitut in Graupa von 1992 bis 2004 in Sachsen unter zusätzlicher Berücksichtigung von Vitalität und Gesundheitszustand. Eine Vergleichsprüfung auf zwei Standorten zeigte die signifikante Überlegenheit der ROYAL AVIUM Kirschen in bedeutenden wirtschaftlichen Merkmalen gegenüber einer mitangebauten Vogelkirschen-Nachkommenschaft. Die unter der Bezeichnung ROYAL AVIUM Kirsche zusammengefassten Vogelkirschen-Klone übertreffen den Vergleichsstandard in mindestens zwei von vier untersuchten Qualitäts- und Wachstumsmerkmalen.
Darüber hinaus sind ROYAL AVIUM Kirschen wie alle Vogelkirschen hitze- und trockenheitstolerant. Sie weisen gegenüber „normalen“ Vogelkirschen eine deutlich bessere Schaftform und geringere Tendenz zur Steil- und Grobastbildung auf, was die Holzqualität und somit den wirtschaftlichen Wert erhöht. Für bestmögliche Wuchsergebnisse benötigt sie mit zunehmendem Alter viel Licht und eine freie Krone. Ihre Vermehrung erfolgt durch vegetative Mikrovermehrung ohne gentechnische Veränderung.
Anfangs kegelförmige, später breit kugelförmige Krone, anfangs glatte, dunkelrote bis graubraune glänzende Rinde mit querverlaufenden, schmalen Korkwarzen, waagrecht vom Stamm ablösend, Totasterhalter
Raschwüchsig bis zum 40. Lebensjahr
Kräftige Herzwurzel mit stark ausgeprägten, flach streichenden Seitenwurzeln
Bei ROYAL AVIUM Kirschen ist eine mittlere Baumhöhe von bis zu 28 m innerhalb von 40 Jahren möglich.
Bevorzugt sommerwarme, nährstoffreiche, mäßig frische bis frische Standorte mit hoher Basensättigung, schwerpunktmäßig im kollinen Bereich, gedeiht aber auch auf mäßig sauren, kalkarmen Standorten
Staunasse und oberflächenverdichtete Böden für erfolgreichen Anbau ungeeignet
In der Jugend spätfrostgefährdet
Die Vogelkirsche erträgt in der frühen Jugend Halbschatten, aber auch volles Licht, ab der Dickungsphase ausgesprochene Lichtbaumart, ihre Kronen selbst sind relativ lichtdurchlässig
Möglichst früh im Jahr, Herbstpflanzung unter allen Umständen vermeiden
Pflanzverband von mindestens 3 m x 3 m empfohlen
Hoch setzen, da empfindlich gegenüber Überschüttungen/Anhäufungen im Bereich des Wurzelanlaufes
Verbiss- und Fegeschutz unbedingt erforderlich
Endständig an Lang- und Kurztrieben
Bis 15 cm lang, 7 cm breit, spitz endend, am Rand gesägt, 2 – 3 rote Nektardrüsen am Blattstiel
Dunkelgrüne Oberseite mit heller grüner Unterseite, im Herbst intensiv gelb, leuchtorange bis feuerrot
Sommergrüne Baumart
An Kurztrieben auffällig weiße Zwitterblüten mit 2,5 bis 3,5 cm Durchmesser in doldigen Büscheln
Blüte zusammen mit Laubaustrieb von April bis Mai in Abhängigkeit von der Höhenlage
Bis zu 1 cm dicke runde bis herzförmige einsamige Steinfrucht, schwarzrot mit saftigem Fruchtfleisch und hellem, ovalem Steinkern
Fruchtreife Ende Mai bis Mitte August
Aufgrund Selbststerilität keine Selbstbefruchtung oder gegenseitige Befruchtung von Kirschen ein und desselben Genotyps möglich
Besonders schönfarbiges und warmgetöntes Holz, im frischen Zustand ohne deutliche Abgrenzung zwischen gelblichen bis rot-weißem Splint- und Kernholz
Zunächst gelbliches bis hellrötlich-braunes Kernholz wird unter Lichteinfluss dunkel rötlichbraun bis goldbraun
Gut sichtbare Jahrringgrenzen
Geringe bis keine Dauerhaftigkeit im Außenbereich, uneingeschränkte Verwendung im Innenbereich
Sehr dekoratives Möbel- und Ausstattungsholz mit vielfältigsten Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Holzarten, weitere Verwendung im Musikinstrumentenbau, Herstellung von Zier- und Gebrauchsartikeln
Eines der wertvollsten Laubnutzhölzer, gehandelt als Rund- und Schnittholz, Furniere
Sinnvolle Alternative zu Tropenhölzern im Innenbereich
Sehr hohe Wertschöpfung guter Stammqualitäten, keine nennenswerten Unterschiede in Hinsicht auf Struktur und Farbgebung zwischen im Wald und im Freiland gewachsenen Vogelkirschen
Im Frühjahr Weide für Bienen, Hummel und andere Insekten
Nahrungsquelle für viele Vogel- und Säugetierarten sowie Raupen
Siedlungsraum für Pilz-, Bakterien- und Virenarten
Alte Vogelkirschstämme und -stöcke Ersatzhabitat für Hirschkäfer
Als lichtbedürftige Baumart mit hoher Hitze- und Trockenheitstoleranz für den Anbau auf Freiflächen, Erst - oder Wiederaufforstungen sowie in der Agroforstwirtschaft geeignet.
Die ROYAL AVIUM ist in ihren Anforderungen an die waldbauliche Behandlung mit der Vogelkirsche identisch und besitzt bei konsequenter waldbaulicher Behandlung und Pflege (Wertästung) sehr großes Wertholzpotenzial.
Hervorragend geeignet zur gruppen- oder horstweisen Einbringung in nicht oder nur gering überschirmten größeren Freiflächen von mindestens 0,3 ha Größe innerhalb der Naturverjüngung anderer Baumarten oder als Vorausverjüngung in Lücken.
Bevorzugte Begründung in Mischung unter Beteiligung von langsam wüchsigen Laubbäumen wie zum Beispiel Winterlinde im Unterstand, um ein schnelles Einwachsen der Mischbaumart in die Kronen der Vogelkirschen zu vermeiden.
Pflanzung mindestens im Verband 3 m x 3 m mit 1.111 Pflanzen je Hektar bis zu 5 m x 5 m mit 400 Pflanzen je Hektar bei Verwendung großer Pflanzensortimente (80 – 120 cm)
Pflanzverfahren bevorzugen, die zu großen Pflanzlöchern führen, Pflanzen hoch setzen, da empfindlich gegenüber Überschüttungen/Anhäufungen im Bereich des Wurzelanlaufes
Verbiss- und Fegeschutz unbedingt erforderlich
Konkurrenzvegetation wie Grasdecken konsequent in den ersten Wuchsjahren entfernen, um Schäden durch Verdämmung und Mäuse zu vermeiden
Die ROYAL AVIUM benötigt wie alle Vogelkirschen mit zunehmendem Alter viel Licht. Eine frühe und regelmäßige Standraumregulierung und regelmäßige Durchforstungen sind daher erforderlich. Ziel ist die Schaffung von ausreichend Wuchsraum für die besten Bäume (Zukunfts- oder Z-Bäume) durch konsequente Förderung und Freistellung der Krone in der ersten Hälfte des Bestandeslebens.
In der Jungbestandspflege (2 bis 6 m Oberhöhe) sollten qualitativ unbefriedigende oder kranke vorwüchsige Vogelkirschen ebenso entnommen werden wie konkurrenzstarke, stark bedrängende Weichlaubbäume. Fehlerhafte Vogelkirschen können im Einzelfall bei Z-Baum-Anwärtern einem Formschnitt unterzogen werden.
Im Läuterungsstadium (Oberhöhe 6 bis 12 m) erfolgt ab Oberhöhen von 6 m in einem ersten Schritt zunächst Auswahl und Markierung von 100 – 150 Z-Baum-Anwärtern und deren Ästung auf 3 m Höhe. Anschließend werden die Z-Baum-Anwärter durch die Entnahme von ein bis zwei Bedrängern ausschließlich im Herrschenden gefördert. In einem zweiten Schritt ist bei Oberhöhen von ca. 9 m nach kritischer Überprüfung und Ästung der weiterhin geeigneten Z-Baum-Anwärter auf 4,5 m Höhe ein hochdurchforstungsartiger Eingriff vorzunehmen.
Die folgenden starken Hochdurchforstungen (ab 12 m Höhe) der bestätigten Z-Bäume beginnen in Verbindung mit einer dritten Ästung auf mindestens 6,5 m Höhe mit dem Ziel, die Kronen auszubauen und ausreichend lange, grüne Kronen zu erhalten. Anfänglich erfolgen die Hochdurchforstungen entsprechend der Wuchsdynamik der Vogelkirschen alle 3 bis 5 Jahre, ab Oberhöhen von ca. 22 m alle 5 bis 7 Jahre.
Die Ästungen erfolgen aus Waldschutzgründen Ende Juni/Anfang Juli. Die Aststärke sollte unter 3 cm Durchmesser betragen.
Speziell bei der Royal Avium hat die Erzeugung von Wertholz mit einer astfreien Schaftlänge von mindestens 6,5 m und einem BHD von mindestens 40 cm in 40 bis 80 Jahren eine entscheidende wirtschaftliche Bedeutung. Dies setzt zwingend eine frühzeitige, in kurzen Intervallen stattfindende Ästung der unteren Stammabschnitte voraus, bis ein astfreies Stammstück von 6 bis 8 m Länge erreicht ist. In Einzelfällen kann auf Grund der hohen Werterwartung auch die Ästung von kürzeren Erdstammstücken ab 4 m Länge Erfolg versprechend sein.
Quellen und weiterführende Informationen
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Springmann, S., Morhart, Chr., Spiecker, H. (2015): Leitfaden zur Ästung von Edellaubbaumarten. Institut für Waldwachstum (Hrsg.), Freiburg i.Br., 2. Auflage, 10 S. (https://www.iww.uni-freiburg.de/leitfaden-wertholzproduktion-in-afs.pdf).